Die Geschichte der Gemeinschaft der Solinger Künstler (SK)
Gründung
Im Jahre 1919 entstand der Solinger Künstlerbund – eine Vereinigung von bildenden Künstlern, Musikern und Literaten. In der Zeit bis 1933 gehörten u. a. August Preusse, ein Meisterschüler von Paul Klee, Georg Meistermann, Harry Stratmann und Fritz Hülsmann zu den Mitgliedern.
1933 setzten die Nationalsozialisten das "Reichskartell der bildenden Künste" ein und verlangten im „Gleichschaltungsgesetz", dass mindestens 51% der Mitglieder eines Künstlerbundes der NSDAP anzugehören haben. Am 14. September desselben Jahres löste sich der Solinger Künstlerbund auf.
Neubeginn
Gleich nach dem Krieg – Preusse und Stratmann waren gefallen – fanden sich die Freunde aus dem ehemaligen Künstlerbund im völlig zerstörten Solingen wieder zusammen: Adolf Dapperich, Willi Drescher, Artur Höper, Willy Schürmann, Ernst Walsken, Artur Wasserloos und Hans Zimmer. Am 22.11.1945 stellen sie an die englische Militärregierung den Antrag zur Gründung einer Gemeinschaft der bildenden Künstler in Solingen.
Die erste Ausstellung widmeten die Solinger Künstler dem in Russland gefallenen Freund August Preusse. Sie fand vom 16. Februar bis 3. März 1946 unter widrigsten Verhältnissen im Hotel Central in Solingen-Ohligs statt. Die Räumlichkeiten mussten erst auf Antrag an die englische Militärregierung mit Fensterscheiben ausgestattet werden. Die Werke Preusses wurden zu Fuß oder mit dem Fahrrad nach Ohligs geschafft. Bald nach Preusses Ausstellung fand in den gleichen Räumlichkeiten vom 19. Mai bis 2. Juni 1946 die erste Nachkriegsausstellung der „Gemeinschaft der Solinger Künstler" statt. Unter Vorsitz von Willi Deutzmann wird im Jahr 1947 erstmalig eine Satzung der Gemeinschaft formuliert. Ein Schreiben an das Amtsgericht mit Bitte um Eintrag ins Vereinsregister wird aber nie abgeschickt, da sich schließlich eine Mehrheit dagegen ausspricht.
Erste Jahresausstellung
Am 7. August 1954 wird das Klingenmuseum im alten Gräfrather Rathaus eröffnet. Damit beginnt die große Zeit der Solinger Künstler. Hier finden die ersten Jahresausstellungen der Solinger Künstler statt, damals noch als Weihnachtsausstellung bezeichnet. Mittlerweile unter Vorsitz von Wolfgang Meng entwickelte sich eine vorbildliche Kunstpolitik, für deren Früchte Wolfgang Meng im gleichen Jahr den Solinger Kulturpreis erhielt.
Am 19. Oktober 1959 kommt es auf Drängen der jüngeren Künstler, die schon an den Bergischen Kunstausstellungen, den Weihnachtsausstellungen und an den Wuppertaler Jahresschauen teilgenommen haben, zur Gründungsveranstaltung der „Interessengemeinschaft der Solinger Künstler". Mit der Umbenennung wollten die Künstler die Gemeinschaft beleben und straffer zusammenführen. Mitglied durfte nur werden, wer mindestens dreimal zur Bergischen Kunstausstellung zugelassen wurde. Die Eintragung als Verein wurde wiederum, ähnlich wie schon 1946 nach heftiger, kontroverser Diskussion abgelehnt. Auf Initiative des Kulturamtes kommt es 1962 zu einer Änderung der Jury-Zusammensetzung der Bergischen Kunstausstellung. Aus der Interessengemeinschaft der Solinger Künstler kommen zwei Vertreter, je ein Künstler aus der Bergischen Künstlergenossenschaft und dem Ring Bergischer Künstler sowie fünf Vertretern aus Verwaltung und Politik.
Ausstellungsräume
1968 wendet sich der Vorstand der Interessengemeinschaft mit der Bitte um die Beschaffung geeigneter Räume für die Solinger Künstler an den Oberbürgermeister. Das Kulturamt bietet ein Fachwerkhaus am Botanischen Garten an, welches sich aber als ungeeignet erweist. 1971 wird den Solinger Künstlern von der Stadt wiederum ein Fachwerkhaus am Kannenhof angeboten. In der Gemeinschaft wird heftig und kontrovers diskutiert, schlussendlich wird das Angebot aufgrund der finanziellen Risiken abgelehnt. In der gleichen Sitzung wird abermals der Eintrag als Verein ins Vereinsregister mehrheitlich verworfen.
Karl Broch bringt ein Jahr später den ehemaligen Kohlenkeller des Klingenmuseums als Ausstellungs- und Versammlungsraum ins Gespräch. Stadt und Museum sagen schließlich zu. Damit haben die Solinger Künstler endlich ein Zuhause und behalten es bis 1995.
Am 23. Juli 1974 wird aus der Interessengemeinschaft ein Verein. Nicht alle sind einverstanden und es kommt zu Austritten. Am 17. April 1975 wird die Satzung des Vereins beim Amtsgericht eingetragen - der Verein "Solinger Künstler e. V." (SK) ist geboren.
Artothek
Nach Erweiterung um die Aufenthaltsräume des Museumspersonals wird die vergrößerte Galerie SK am 18. Februar 1979 feierlich eingeweiht. Hiermit wird auch die Artothek ins Leben gerufen. Betreut wird diese in den Folgejahren von Heiderose Birkenstock-Kotalla und Ernst Walsken. Im März 1980 wird zwischen der Stadt und dem SK ein Mietvertrag über die Galerieräume im Klingenmuseum geschlossen. Da sich der Verein zur Betreuung der Artothek bereiterklärt, werden die Räumlichkeiten mietfrei zur Verfügung gestellt. 1988 wird Ulle Huth erste Vorsitzende der Solinger Künstler und wird dieses Amt 27 Jahre innehaben. 1989 übergeben die Solinger Künstler dem Oberbürgermeister Gerd Kaimer eine Unterschriftensammlung „Kunst wohin". Die SK verbindet dies mit der Initiative, das Gräfrather Rathaus zum Kunstmuseum zu machen.
„Hausbesetzung"
1990 findet eine Gegenveranstaltung zur Bergischen Kunstausstellung mit dem Titel „Salon des refusés" statt. Grund ist die Tatsache, dass zunehmend Künstler in der Bergischen Kunstausstellung gezeigt werden, die keinen Bezug zum Bergischen Land haben. Diese Ausstellung findet im Gräfrather Rathaus statt und wird in der Eröffnungsrede von Ulle Huth als "Hausbesetzung" bezeichnet. Das Haus wird von den Solinger Künstlern vier Jahre als Ausstellungs- und Atelierhaus genutzt. Die Ateliergemeinschaft „Ziege" wird gegründet.
Vier Jahre später, 1994, erhält die Ateliergemeinschaft seitens der Stadt die Kündigung. Grund sind die beginnenden Umbauarbeiten für das Museum Baden. In Folge werden die Solinger Künstler heimatlos. Im gleichen Jahr werden dem SK aber Räumlichkeiten im neuen Museum zugesagt. Die Artothek wird in das Deutsche Klingenmuseum ausgelagert.
Museum Baden und Güterhallen
1996 bekommen die Artothek und die Galerie SK im umgebauten Gebäude, das nun "Museum Baden" hieß, einen Raum im Untergeschoss. Die Artothek wird in den Schrankelementen im Flur untergebracht, jedes Bild bekommt einen Platz, die Auswahl für die Ausleihenden ist entscheidend verbessert.
2005 beschließt die Stadt Solingen, das Gelände des ehemaligen Hauptbahnhofs und die Güterhallen mit Mitteln der Regionale 2006 zu restaurieren und aufzuwerten. Im März 2007 ziehen Artothek und Galerie SK in größere, hellere Räume in Nachbarschaft zu Ateliers und Galerien, die in den Güterhallen eine Bleibe gefunden haben.